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Niemandsland

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Art: Theaterstück von Dominique Caillat.

Handlung:
Niemandsland spielt in einem Gefängnis und erzählt die Geschichte eines Rehabilitationsprojektes, in dem acht jugendliche Häftlinge von einer Therapeutin gezwungen werden, sich ihren Taten zu stellen. Die Häftlinge gehören zu verfeindeten deutschen und ausländischen Cliquen, die stets gegeneinander agieren und in eine Spirale der Gewalt geraten sind. Dr. Kosma, die Therapeutin, bohrt in der Vergangenheit ihrer Patienten, stellt sie ihren Familien und Opfer gegenüber, bis alle allmählich anfangen, miteinander zu reden. Draußen vor der Tür sammeln sich aber Kräfte, die das Projekt zum Scheitern bringen könnten …
Zwischen Satire und Realismus, Komik und Tragik, Politik und Theater, spricht Niemandsland eine Vielfalt von Themen an, wie Jugendgewaltbereitschaft, Ausländerfeindlichkeit, Integration und Identitätsprobleme junger Ausländer, Generationskonflikte, gesellschaftliche Vorurteile und Rassismus, Asyl, wobei die üblichen existentiellen Fragen des Lebens, Liebe und Macht, nicht zu kurz kommen.

Besetzung:
18 Schauspieler (10 Mädchen, 8 Jungen).

Dauer: 2 Stunden.

Musik: Tonband und live Gesang.

Zielpublikum: Jugendliche ab 13.

Entstehung:
Auftragswerk des Kultursommers Rheinland-Pfalz und des Koblenzer Jugendtheaters.

Aufführungen:
Uraufführung 2003 in der Regie von Dominique Caillat, Kulturfabrik Koblenz. Bühne: Christian Binz. Kostüme: Victoria Behr und Marion Durban-Schneider. Musik: Tobias Steiger. Licht: Thomas Knopp.

Die Produktion war vier Wochen lang ausverkauft.

Hintergrund:
Das Stück wurde nach intensiven Recherchen in Sozialbrennpunkten der Koblenzer Region geschrieben. Darüber hinaus fand die Autorin eine besondere Anregung in den Schriften von George Steiner über Fremdenhass:
 „Grenzen sind nur zum Überschreiten da. Es ist bestialischer Irrsinn, einen anderen Menschen abzuschlachten, weil er anderer Abstammung ist oder Hautfarbe oder eine Fremdsprache spricht (was heißt, im Grunde genommen, „Fremdsprache“?) Pässe soll man sammeln wie Briefmarken. Bäume haben Wurzeln, homo sapiens – welch stolzes Wort! – hat Beine. Er kann, er muss im Allmenschlichen pilgern. Auf seinem Visum steht ein einziger Satz: nihil humanum alienum mihi, nichts Menschliches ist mir fremd. Auch für dich, so stolz auf dein Blut und deinen Boden, können eines Tages die Sterne gelb werden.
... Gast sein ist keine leichte Berufung. Bei der großen Mehrzahl unserer Gattung existiert ein oft brutaler territorialer Atavismus; dem Außenseiter zeigen wir die gefletschten Zähne. Der Durchschnittsmensch hat eine fast panische Angst vor dem, welcher von ihm, von seiner gewöhnlichen Lebensart verschieden ist. Apartheid, nur unter den Seinigen dahinleben, ist eine widerliche, aber fast organische Trägheit der Seele. Der Fremde riecht schlecht, diese Immigrantenkinder schreien zu laut und besudeln die Straßen. In Gottes Namen, warum können diese erbärmlichen Leute nicht unter sich bleiben? Gast und Flüchtling, Gastarbeiter und Leibeigener sind sich gefährlich annähernde Begriffe. Welche Geduld, welche Demut, welcher diplomatische Takt und welche flüsternde Feinfühligkeit sind nötig, bis der Gast über die Schwelle darf, geschweige in die Wohnräume des Wirts eintreten darf.
... Wenn wir nicht lernen, die Gäste voneinander zu sein, wenn wir nicht lernen, dass auf Arabisch und auf Hebräisch das Wort für Frieden genau dasselbe ist - dann wird, was von unserer müden Kultur und Humanitas bleibt, in der Barbarei untergehen. Heine drückt es so aus: ‚Die Mitternacht zog näher schon / In stiller Ruh' lag Babylon.’ Lernt man diese Zeilen heute noch auswendig in deutschen Schulen?“ 
(Aus Georg Steiners Dankrede aus Anlass der Verleihung des Börne-Preises 2003).

 

Flyer

 

Pressestimmen:

„Ein Theaterstück, das gefühlvoll und eindringlich zugleich ohne erhobenen Zeigefinger zum Nachdenken auffordert und doch so unheimlich spannend und unterhaltsam ist, verdient ein Renner zu werden… Großartig inszeniert von Autorin und Regisseurin Dominique Caillat. Publikum mehr als begeistert… viele lustige Momente… problematische Themen aus dem Alltag gegriffen… Wechselbad der Gefühle…“
(Rheinzeitung Koblenz)

 

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